Zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus haben Mitglieder unseres Ortsvereins am 8. November wie jedes Jahr alle Findorffer Stolpersteine geputzt. Diese Geste einer lebendigen Erinnerungskultur ist für uns essenziell in einer Zeit, in der rechtsextremistische Ideologie fast überall auf dem Vormarsch ist.
Gedenken an die Opfer
Am 9. November 1938 fand die Pogromnacht gegen in Deutschland lebende Juden statt. Ihre Synagogen, Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört; Menschen wurden erniedrigt, geschlagen oder gar ermordet. Die Verbrechen der Nationalsozialisten trafen auch Menschen in Findorff, richteten sich gegen Menschen jüdischen Glaubens, Behinderte, Kommunisten und auch Sozialdemokraten. Heute bewahren in Findorff insgesamt 36 Stolpersteine die Erinnerung an das Schicksal dieser Opfer des Faschismus.
Stolpersteine und Erinnerung
Nicht nur Erinnerungen müssen regelmäßig aufpoliert werden. Darum haben wir uns am 8. November in nasskaltem Wetter auf eine Rundreise durch Findorff begeben, um alle 36 Findorffer Stolpersteine zu putzen. Dank jahrelanger Routine kennen wir die beste Methode hierfür: Bewährte Hausmittel – Zitrone, Wasser und Salz – sorgen rasch dafür, dass der Glanz der Stolpersteine zurückkehrt.
Rechtsextremismus auf dem Vormarsch
Eine lebendige Erinnerungskultur ist in dieser Zeit wahrscheinlich wichtiger als je zuvor. Allzuviel eigentlich Unvorstellbares ist in diesem Jahr bereits bittere Realität geworden: Gesichert rechtsextremistische Parteien erzielen erschreckende Ergebnisse bei Landtagswahlen; ein Rechtspopulist und Rassist zieht von einer demokratischen Wahl getragen erneut ins Weiße Haus ein. Aber auch unmittelbar vor unserer Haustür zeigt sich Erschreckendes: Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich die Zahl rechtsextremistisch motivierter Straftaten in Bremen mehr als verdoppelt!
Quelle: Polizei Bremen, Landeskriminalamt, Stand: 21.03.2024
Eine Aufgabe für uns alle
Erschreckende Zahlen, erschreckende Taten – Ereignisse in der deutschen, nur scheinbar fernen Vergangenheit wie auch ganz aktuell führen uns allen vor Augen, dass eine Demokratie ohne Demokratinnen und Demokraten und ihr unaufhörliches Engagement nicht funktionieren kann. Ein funktionierender demokratischer Rechtsstaat braucht Menschen, die sich Tag für Tag aufs Neue engagieren. Eine freiheitliche Gesellschaft erfordert Einsatz und Geduld, Sachlichkeit und Leidenschaft, Ehrlichkeit und Prinzipien. Diese Leitlinien betreffen die gesamte Gesellschaft – also uns alle. Das kostet Kraft. Aber Alternativen gibt es nicht. Darum müssen wir die Erinnerungen an die Gräueltaten der Nazis vor Augen haben. In Zeiten, in denen rechtspopulistische und rechtsradikale Parteien an Zuspruch gewinnen, müssen wir alle wissen, was uns allen passieren kann, wenn solche Parteien an die Macht kommen.
Für uns ist klar: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Nie wieder dürfen Faschisten an die Macht kommen. Dafür treten wir, wie alle Demokratinnen und Demokraten, ein.